Das Referat 16 des Regierungspräsidiums Freiburg hat für Samstag, 16. November 2019, ein CBRN-Erkunderseminar für die insgesamt zehn CBRN-Erkunder des Regierungsbezirks bei der Strahlenschutzeinheit der französischen Feuerwehr des Departement Haut-Rhin (SDIS 68) in Mulhouse organisiert.
Das Seminar begann in Freiburg i. Br. mit dem Sammeln der Einheiten auf dem Parkplatz des Regierungspräsidiums Freiburg. Je Erkunder waren vier Personen, also die komplette Besatzung eines Messfahrzeuges zur Teilnahme vorgesehen. An der Veranstaltung beteiligt waren schließlich insgesamt 52 Personen. Anschließend erfolgte die Verlegung von Freiburg nach Mulhouse/Elsass als geschlossener Verband über die Autobahnen A 5 (Deutschland) und A 36 (Frankreich). An der Grenze wurde der Verband von der französischen Feuerwehr abgeholt und bis in die Innenstadt von Mulhouse begleitet.
Die Anreise- und Rückfahrt sollte ferner für Messungen mit dem NBR-Messgerät genutzt werden. Neben den Erkundungswagen aus den zehn Stadt- und Landkreisen des Regierungsbezirks Freiburg waren auch drei „Fachberater Strahlenschutz“ des Verwaltungsstabes des Regierungspräsidiums Freiburg mit Messgeräten der Abteilung Umwelt sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Referat 16 dabei. Den Lehrgang führten Dr. Philipp Golecki (Stadt Freiburg), Thomas Happersberger (Stadt Lahr) sowie Feuerwehrleute des SDIS 68 durch.
Nach Eintreffen und Begrüßung durch die französischen Gastgeber erfolgte die bisher für das Ionenmobilitätsspektrometer RAID-1 vorgeschriebene Strahlenschutzunterweisung durch den Strahlenschutzbeauftragten des Regierungsbezirks Freiburg, Dr. Philipp Golecki. Für das neue Messgerät Raid-M 100 ist diese Unterweisung zukünftig nicht mehr notwendig, da es unterhalb die entsprechenden Grenzwerte der Strahlenschutzverordnung fällt. Anschließend stellten die französischen Kollegen interessante Fälle aus ihrer Praxis vor. Die Strahlenschutzeinheit des SDIS 68 wird im Durchschnitt zu zehn Echteinsätzen pro Jahr gerufen. Sie sind außerdem für das Kernkraftwerk Fessenheim zuständig und verfügen über einen beeindruckenden Erfahrungsschatz und perfekte Übungsmöglichkeiten. So kommen die Feuerwehren der Nachbardepartements in Ostfrankreich ebenfalls zum Üben nach Mulhouse. Frankreichweit gibt es zehn Standorte mit vergleichbaren Übungsmöglichkeiten.
Gegen Mittag traf die Präsidentin des Rates des Departement Haut-Rhin (68) und gleichzeitig Verwaltungsratspräsidentin des SDIS 68 Brigitte Klinkert ein, um zusammen mit dem Direktor des SDIS 68 Colonel René Cellier den deutschen Besuch persönlich zu begrüßen. Frau Klinkert ist eine große Verfechterin der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Oberrheinregion und arbeitet auch eng mit dem Regierungspräsidium Freiburg zusammen, weshalb der Leiter der Stabstelle für grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Europäische Angelegenheiten (SGZE) des Regierungspräsidiums, Dr. Schüle, ebenfalls anwesend war. Danach wurden mit verschiedenen Messgeräten wie dem IdentiFINDER, CoMo und Orts-dosisleistungs-Messgeräten Messungen an radioaktiven Steinen und Prüfstrahlern (Cäsium-137) durchgeführt sowie diese Geräte von allen getestet.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen bestand für alle die Möglichkeit in der Strahlenschutzübungsanlage im Keller, sowie im Hof der Feuerwache Mulhouse zusammen mit französischen Kameraden an radioaktiven Quellen zu üben. Insgesamt wurden fünf Übungsstationen eingerichtet. Folgende Stationen wurden auf dem Gelände der Feuerwache eingerichtet:
1. Im Keller wurde ein Autounfall simuliert. Im Auto waren mehrere unterschiedliche radioaktive Quellen, die gefunden werden mussten. Es wurde vor allem Wert daraufgelegt, wie die Feuerwehrleute sich den radioaktiven Quellen nähern, um eine mögliche Kontamination und Bestrahlung so gering wie möglich zu halten.
2. Im zweiten Keller wurde die Lokalisierung und Sicherung eines Prüfstrahlers hinter einem Hindernis (Mauer) geübt. Dabei wurde in einem ersten Schritt der Einsatz der Handykamera zur Lokalisierung genutzt, sodass der restliche Körper durch eine Barriere (Mauer) während dem Filmen vor Radioaktivität geschützt war. Es wurde auch explizit darauf hingewiesen, dass zügiges Vorgehen einen Schutzfaktor darstellt, da so die Zeit, in der der Körper der Radioaktivität ausgesetzt ist, verkürzt wird. Danach wurde aus maximalem Abstand mit einem Greifer der Prüfstrahler wieder in einem Bleigefäß verschlossen. Dabei sollte eine Position eingenommen werden, bei der der Greifarm mit Prüfstrahler nur geschwenkt werden musste. Dies bringt den Vorteil , dass keine Schritte gegangen werden müssen und die Stolpergefahr reduziert wird.
3. Inhalt einer Station im Hof war, mit dem CBRN-Erkundungswagen während der Fahrt eine Strahlenquelle im Hof zu lokalisieren. Danach wurde im abgesetzten Modus der Fundort nach der Strahlenquelle abgesucht.
4. Ebenfalls im Hof wurde mit Telesonden mit Ortsdosisleistungsmessgeräten aus sicherem Abstand die Lokalisierung von radioaktiven Quellen im Laub bzw. Gras geübt.
5. An einer weiteren Station wurde die Funktion der Portalmonitore des AB Notfallstation erläutert. Thomas Happersberger demonstrierte, wie sensibel die Geräte unterschiedliche Strahlenquellen erfassen und in welchen Bereichen sie schlechter messen, wo also besser aufgepasst werden muss. Mit einer etwa sieben Meter von den Portalmonitoren entfernten Cobalt-60 Strahlenquelle wurde gezeigt, warum Personen einzeln und in gewissem Abstand durchtreten müssen, da die Monitore auch auf weiter entfernte Strahlenquellen sehr empfindlich reagieren.
Insgesamt konnten die deutschen Teilnehmer von der praktischen Erfahrung der französischen Kollegen profitieren und viele nützliche Tipps erhalten.
Das Referat 16 beabsichtigt in Zukunft regelmäßig Veranstaltungen dieser Art zu organisieren und ist für Anregungen dankbar. Insbesondere werden weitere Örtlichkeiten mit guten Übungsmöglichkeiten gesucht.