Feuerwehrauto

Erkundergruppe

Bei der Feuerwehr Stadt Lahr ist seit 2002 einer von bundesweit 323 CBRN-Erkundungskraftwagen (ehemals ABC-Erkundungskraftwagen) für den Katastrophen- und Zivilschutz stationiert. Dieser wird mit vier Mann, der Erkundergruppe, besetzt. Die Erkundergruppe ist zuständig für die ABC-Messtechnik im Ortenaukreis und dient so als Ergänzung zu den örtlichen ABC-Einheiten.

Der CBRN-Erkundungskraftwagen verfügt über präzise Messtechnik zum Messen, Spüren und Melden chemischer und radioaktiver Kontamination. Die Angehörigen der Erkundergruppe wurden und werden in zusätzlichen Ausbildungsdiensten, Lehrgängen und Übungen auf Fahrzeug und Technik ausgebildet.

Die Messtechnik des Erkunderkraftwagens, montiert auf einem herausnehmbaren Messcontainer, ist in der Lage, viele flüchtige und gasförmige Chemikalien zu messen. Außerdem ist er für die Detektion und Messung von sieben chemischen Kampfstoffen und sieben häufig vorkommenden Industriechemikalien ausgerüstet.

Die Messtechnik für radiologische Stoffe ist äußerst empfindlich und präzise, sodass eine Warnung durch das Messsystem schon weit vor der kritischen Entfernung zu einer atomaren Kontamination oder zu einem radioaktiven Strahler erfolgt. Außerdem kann die eingebaute Messsonde zwischen künstlicher und natürlicher Strahlung unterscheiden. Somit wird eine Identifikation eines künstlichen Strahlers noch zuverlässiger. Der große Vorteil gegenüber anderen Messmethoden ist, dass der Erkunder während der Fahrt kontinuierlich messen kann, sowohl chemisch als auch radiologisch. Die Messgeräte auf dem Messcontainer sind aber auch außerhalb des Fahrzeugs, zum Beispiel in Gebäuden in Form von abgesetzten Messungen nutzbar. Die Anzeige der Messwerte und deren Auswertung erfolgt in beiden Fällen an einem Computer mit Drucker, der auf dem Erkunder verlastet ist. Die Messwerte werden unter anderem in einer Karte, in einem kontinuierlich mitlaufenden Diagramm und in Tabellenform ausgegeben.

Die Navigation erfolgt per GPS und anhand topographischer Karten auf dem Computer sowie mit einem Navigationsgerät. So kann auch, zusätzlich mit Hilfe des Allradantriebs, außerhalb befestigter Straßen gemessen werden. Die Stromversorgung des Fahrzeugs und der Messgeräte erfolgt unabhängig von äußeren Stromquellen. 2009 und 2010 wurden bundesweit alle Erkunder modernisiert. Ein neuer PC mit Drucker und zwei Touch-Screen Bilderschirme wurden installiert. Auch die Software wurde grundlegend erneuert.

Eine weitere Aufgabe des Erkunders ist die Probenahme von gasförmigen, flüssigen oder festen Medien an Einsatzstellen. Die Proben werden nach standardisierten Verfahren gezogen, damit diese später in stationären oder mobilen Laboren möglichst genau analysiert werden können. Der Erkundungskraftwagen ist neben der kontinuierlich arbeitenden Messtechnik auch noch mit normalen Messgeräten, wie zum Beispiel Kontaminationsnachweisgeräten, Luftprobenameröhrchen oder einem Explosionsmessgerät ausgestattet. Zum persönlichen Schutz der Besatzung stehen Schutzanzüge, Filtermasken und Atemschutzgeräte zur Verfügung. Die Einsatzmöglichkeiten des Erkundungskraftwagens sind vielfältig, was auch die Einsätze der vergangenen Jahre gezeigt haben. Er rückt sowohl mit der ABC-Gruppe der Feuerwehr Stadt Lahr (zum Beispiel zu Gefahrguteinsätzen oder Brandmeldeanlagen in besonders überwachungsbedürftigen Firmen und Einrichtungen) als auch allein zu reinen Messeinsätzen (zum Beispiel bei Großbränden) aus. Eine weitere Hauptaufgabe der Erkundergruppe ist die des Strahlenspürtrupps des Ortenaukreises. Auf dem Erkundungskraftwagen sind unter anderem detaillierte Angaben zu Messpunkten auf deutscher Seite der Atomkraftwerke (AKWs) Fessenheim (Frankreich) und Leibstadt (Schweiz) hinterlegt. Im Fall eines Zwischenfalls in einem der AKWs würde der Erkundungskraftwagen bei Bedarf als nachrückendes Fahrzeug hinzugezogen werden, um eventuell kontaminierte Flächen oder Gegenstände zu erkunden und örtlich festzulegen. Dieses Szenario wurde schon des Öfteren mit anderen Erkundergruppen der benachbarten Landkreise um die AKWs herum geprobt und anschließend mit verschiedenen Behördenvertretern ausgewertet.